Schreibimpuls war eine zerbeulte Tasse mit diesen für mich unbekannten Worten bei der Sommerschreibwerkstatt in München bei Jürgen vom Scheidt 2019
Auf der Bank am Beutwangsee unter der schattigen Ulme saß eine junge Frau. Auf ihrem Schoß lag ein aufgeschlagenes Buch, in das sie hin und wieder reinschaute, ein paar Zeilen las, um dann tief zu seufzen und den Blick in den Wolken zu verlieren.
Frau Langbein kam hier jeden Tag vorbei. Sie zog ihren Einkaufsroller hinter sich her. Die Enten umschwärmten sie. Sie wussten, dass die alte Dame immer ein paar Krümel Brot dabei hatte.
Frau Langbein setzte sich zu der jungen Frau und zog Brot aus einem Beutel.
Sie lachte und freute sich an den Enten, sprach mit ihnen und sang mit dünner Stimme „Alle meine Entchen“.
Als das Brot leer und die Enten davongewackelt waren, lehnte sie sich entspannt zurück und schaute über den See.
„Ach, hier ist es so schön,“ sagte sie, „finden Sie das nicht auch?“
Die junge Frau seufzte wieder und schüttelte den Kopf.
„Was, finden Sie nicht?“
Die junge Frau schlug ihr Buch zu und wollte aufstehen.
„Na so bleiben Sie doch!“, sagte Frau Langbein, schnappte nach dem Arm der Frau und zog sie unerwartet kräftig wieder auf die Parkbank zurück.
„Was haben Sie denn Kindchen? Sehen sie mich mal an, das sind ja Tränchen in ihren Augen. Nanana, so schlimm?“
Die alte Dame kramte aus ihrer Manteltasche ein Stofftaschentuch hervor und tupfte der jungen Frau die Augen trocken.
„Erzählen Sie mal! Wie heißen Sie denn?“
„Lenja, ich heiße Lenja und ich bin zu allem zu blöd.“ Dabei wischte sie sich wieder über die Augen, so dass Frau Langbein ihr das Taschentuch in die Hand drückte.
„Ich mach alles falsch und dauernd mache ich Dinge kaputt. Mein Chef sagt, wenn ich noch einmal eine Weinflasche runterwerfe, dann wirft er mich raus. Ich arbeite dort, in der Weinhandlung.“
„Och, der ist doch bestimmt versichert. Das passiert doch jedem mal. Da wird es sicher etwas geben, das Sie besser können. Der eine kann dies, der andere jenes. Aber Niemand ist perfekt.“
„Das sagen Sie mal meinem Chef. Ich lerne dort Einzelhandelskauffrau, aber es ist nicht das, was ich mein Leben lang machen will. Ich brauche aber eine Ausbildung, zumindest sagen das meine Eltern so.“
„Was würden Sie denn sonst gerne machen?“
„Bücher schreiben. Schriftstellerin werden,“ sagte sie und plötzlich lag in ihrer Stimme ein fester, trotziger Ton.
Frau Langbein lächelte.
„Kindchen, ich bin jetzt schon 89 Jahre alt und eine Lebensweisheit von mir muss ich Ihnen auf den Weg mitgeben. Man sollte immer das tun, wofür man brennt. Sie müssen in sich hineinhören und Ihrem Gefühl folgen.
Was lesen Sie denn da?“
Frau Langbein zeigte auf das Buch neben der jungen Frau.
„Ich lese nicht, ich schreibe. Eigentlich habe ich mit meinem Buch schon angefangen.“
Sie schaute Frau Langbein tief in die Augen und ein Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus.
„Na sehen Sie, Sie sind ja auf dem richtigen Weg. Lassen Sie sich von niemand davon abbringen.“
Dann zog sie aus ihrem Einkaufsroller eine Thermoskanne und zwei Tassen und schenkte Kaffee ein.
„Trinken Sie eine Tasse mit mir“, sagte sie und streckte Lenja eine verbeulte Keramiktasse entgegen.
Lenja schaute erst die verbeulte Tasse, dann Frau Langbein an.
„Die hab ich selbst gemacht,“ sagte die alte Dame stolz.
„Und was steht da darauf? Was heißt das denn?“
Frau Langbein lachte, nahm eine Schluck Kaffee und sagte:
„Na ihr jungen Dinger, ihr wisst doch wie man das macht. Googlen Sie es, dann wissen Sie´s. Hier, nehmen Sie sie mit, schenke ich Ihnen. Vielleicht eine Botschaft?“
Augenzwinkernd tatschte sie Lenja auf die Schenkel. Dann stand Frau Langbein auf und lief mit ihrem Einkaufsroller davon.
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